Was kann ein Robo Advisor?
Mit dem Portal „Visualvest“ haben die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken den ersten großen Robo Advisor ins Netz gestellt. Es soll junge Leute ansprechen, die nach Eingabe ihrer Risikobereitschaft und ihres Anlagebetrages in eines von sieben Portfolios gesteckt werden. Das ganze noch kostengünstig im Internet mit lediglich einer festen Monatspauschale von 0,05% des Depotwertes. Zudem hat man jeweils noch die Auswahl entweder in ETFs zu investieren oder in die teuren aktiv gemanagten Fonds.
Klingt also erstmal ganz gut. Rechnet man allerdings genauer nach, sieht das ganze schon anders aus:
1.) Investmentfonds als auch ETFs haben keinerlei Garantieverzinsung zur Absicherung in schlechten Zeiten. Auch wenn bei „Visualvest“ die Produkte mit tollen Grafiken beworben werden, die grundsätzlich nur Renditen oberhalb des eingezahlten Kapitals anzeigen, können in allen sieben Risikoklassen jederzeit sehr wohl auch große Verluste auftreten. Wenn man dazu die bisherigen Verläufe anklickt, kann man oft eindrucksvolle Abstürze beobachten. Die US amerikanischen Robo Advisor Plattformen mussten sogar deshalb eigene Callcenter nachträglich einrichten, um die aufgebrachten Kunden bei Verlusten zu beruhigen.
2.) Die Kosten sind nicht wirklich niedrig. Schon gar nicht, wenn man bedenkt das keinerlei Beratung zu den Produkten mehr statt findet. Klickt man z.B. bei den ETFs einmal auf Verkaufsprospekt, dann merkt man erst, um was für komplexe Produkte es sich hierbei handelt (siehe auch meine Artikel zu ETFs hier im Blog). Rechnet man z.B. die o.g. Monatspauschale von 0,05% bei einer Einmalanlage von 10.000 Euro und einer Laufzeit von 10 Jahren, dann zahlt der Kunde 600 Euro (also 6%) an „Visualvest“. Und dies, obwohl die allermeisten Fonds maximal 5% Ausgabeaufschlag verlangen würden. Oder anders gesagt: für Laufzeiten ab 8 Jahren und 4 Monaten wird es richtig teuer. Zudem fallen natürlich noch die jährlichen Kosten für die Fonds an, die im Schnitt etwa 1,5% pro Jahr ausmachen. Eine Kostenrückerstattung all dieser Kosten wie bei KOSTENEX gibt es natürlich bei „Visualvest“ auch nicht.
3.) Die Gewinne unterliegen zudem noch der vollen Abgeltungssteuer. Einen Steuervorteil wie z.B. die nur hälftige Versteuerung der Gewinne bei mindestens 12 Jahren Laufzeit und einem Endalter von 62 Jahren gibt es hier nicht.
4.) Ein persönlicher Berater ist mehr als nur jemand, der wie ein Robo Advisor in einer kurzen Momentaufnahme einen Fonds oder ein ETF empfiehlt. Dafür ist moderne Kapitalanlage einfach zu komplex. Auch ist unbestritten, das die meisten Fondsmanager ihren Benchmark (also ihren jeweiligen Referenzindex) nicht schlagen, was die Kunden in die Arme der spekulativ orientierten ETF Anbieter getrieben hat. Ein guter Vermögensverwalter, wie sie z.B. KOSTENEX empfiehlt, erzielt daher auf Dauer bessere Renditen als die allermeisten Fondsmanager.
Fazit:
Für eine längerfristige Kapitalanlage, also über 5 Jahre hinaus, mit Einmalbeträgen oder mit Monatsraten ist „Visualvest“ nicht zu empfehlen. Da selbst „Visualvest“ aufgrund der Schwankungen von Fonds eine Mindestlaufzeit von 3 Jahren empfiehlt, ist das mögliche rentable Anlagefenster sehr klein. Zudem sollte der Kunde immer mit teils kräftigen Verlusten in seinem Portfolio rechnen. Für den Aufbau einer Altersvorsorge ist „Visualvest“ mit Sicherheit ungeeignet, selbst in den niedrigen Risikoklassen. Man kann also sagen, das hier die bereits bekannten Fonds und ETFs von den Volksbanken und Raiffeisenbanken angeboten werden, aber diesmal ohne Beratung und dafür mit den gleichen laufenden Kosten und insgesamt sogar noch höheren Ausgabeaufschlägen. Auch wenn der Internetauftritt ansprechend gestaltet wurde wird hier im Endeffekt nur alter Wein in neuen Schläuchen angeboten.
Weitere Robo Advisor Plattformen in Deutschland:
Der nur in 14 verschiedene ETFs (davon 9 ETFs von Blackrock) investierende Robo Advisor „Scalable“ aus München, gegründet von ehemaligen Goldman Sachs Mitarbeitern zusammen mit einem Münchner Wirtschaftsprofessor, ist ein weiteres Beispiel. Was ich von ETFs für Privatanleger halte, habe ich schön öfters hier im Blog diskutiert. Neben dem Swap und Kontrahentenrisiko bietet „Scalable“ auch keinerlei Garantieverzinsung. Nicht einmal eine Beitragsgarantie, also eine Erstattung des eingezahlten Kapitals ist vorhanden. Hinzu kommt das die 14 ETFs nicht wirklich das von „Scalable“ beworbene „Anlageuniversum“ darstellen wozu auch nicht die kleine depotführende Baader Bank als Hausbank beiträgt. Zudem warnt selbst Emittent Blackrock auf bis 300 Seiten in den Emissionsprospekten eindringlich vor den zahlreichen Risiken der klassichen oder auch synthetischen ETFs. Das sollten doch alle potentiellen Anleger einmal vorab lesen.
„Vaamo“ vom Prof. Hackethal ist ebenfalls ein Robo Advisor in Kooperation mit der FFB (FIL Fondsbank GmbH). Hier werden einige wenige passiv gemanagte Fonds angeboten und wie immer trägt auch hier das volle Risiko der Kunde, da es keine Garantieabsicherung gibt.
Zur Komplettierung fehlt jetzt noch „fairr.de“. Hier werden Riester-, Rürup- und ETF Sparpläne in Kooperation mit der kleinen Hamburger Sutor Bank angeboten. Riester- und Rürup Renten sind extrem kostenintensiv, bürokratisch und zur echten Altersvorsorge ungeeignet. Neben der Tatsache das insbesondere bei Riesterverträgen viele „Alibi“ Altersvorsorgeverträge entstehen (wie soll auch mit 30 Euro Beitrag im Monat eine ausreichende Rente möglich sein?) gehen oft die Hinterbliebenen leer aus, da die nicht verbrauchte Rente an den Staat geht und nicht an die Kinder. Zudem ist die bei Strukturvertrieben beliebte Sutor Bank in der Vergangenheit nicht gerade durch Seriosität aufgefallen, was sich leicht googeln lässt, in dem man einmal „sutor bank probleme“ eingibt. Wie also fairr.de das Fin Tech des Jahres 2015 werden konnte ist mir noch immer ein Rätsel.
Trotzdem möchte ich hier einmal einen Vergleich zwischen „Scalable“, „Visualvest“, „Vaamo“, „fairr.de“ und KOSTENEX bei gleichen Konditionen (wie auf der „Scalable“ Plattform beschrieben) vorstellen:
Ausgangsbasis: 10.000 Euro Einmalanlage, 20 Jahre Laufzeit, 6% Rendite pro Jahr
Normaler Fonds mit 2,29% Kosten pro Jahr (lt. „Scalable“): Auszahlungsbetrag 20.721 Euro
„Scalable“ mit 0,75% Verwaltungs- und 0,25% ETF Kosten pro Jahr: Auszahlungsbetrag 26.532 Euro
„Visualvest“ mit 0,6% Verwaltungs- und 0,1%-1,8% ETF/Fonds Kosten pro Jahr: Auszahlungsbetrag (im Durchschnitt) 23.616 Euro
„Vaamo“ mit 0,99% (ab 0,49%) Verwaltungs- und 0,36%-0,44% Fondskosten pro Jahr: Auszahlungsbetrag 24.629 Euro
„fairr.de“ mit 0,75% Verwaltungskosten, 0,75% Bankprovision plus Kontoführung und Fondskosten von ca. 0,8% pro Jahr: Auszahlungsbetrag 20.701 Euro
KOSTENEX: Auszahlungsbetrag 30.936 Euro inklusive einer Mindestgarantieverzinsung von 1,0% pro Jahr, was einer garantierten Auszahlung von 11.770 Euro entspricht (derzeit beträgt der Zinssatz 2,1% pro Jahr mit steigender Tendenz in Abhängigkeit zur amerikanischen Notenbank).
Sie bekommen also nicht nur fast 50% mehr Kapitalauszahlung über KOSTENEX statt z.B. bei „fairr.de“, sondern haben während der ganzen Laufzeit kein mögliches Verlustrisiko und immer eine attraktive Verzinsung, eine echte Vermögensverwaltung als Zielinvestment, einen persönlichen Ansprechpartner und eine optimale (private oder betriebliche) Altersvorsorge auch in Bezug auf die Besteuerung.
Wofür würden Sie sich entscheiden?